Mittwoch, 28. Dezember 2016

Wege, die das Leben geht - erschienen bei btb-Verlag, RandomHouse

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Veränderungen im Leben einer chaotischen jungen Frau

Alkohol, Dunkelheit, Orientierungslosigkeit, Frauenschicksale - diese vier Begriffe fallen mir auf Anhieb bei oben genannter Lektüre ein. Aber möchte Eyja dieses wirklich aus ihrem Leben verbannen? Eher doch  die Mutter , die Grossmutter und deren Freundin Runa möchten Eyja zu ihrer wirklichen Passion führen - DEM SCHREIBEN .

Ich bin auf Seite 202 des Buches und fasziniert von diesem ganz anderen Island, es ist nicht das Island der gewaltigen Naturerlebnisse, wie wir es meist sehen - sondern ein gewaltiges Gefühlsdrama,,,,


                                                   Rezension



Inhalt: Ein Island der Westfjorden - ein Island verschiedener Generationen . Die sehr junge Eyja hat ihr Leben selbst in die Hand genommen. Alkohol, Drogen, Party-Leben und allgemeine Orientierungslosigkeit haben sie dazu gebracht einen älteren , bodenständigen Mann aus den Westfjorden, der auch ihr Vater sein könnte, zu heiraten. Sie liebt und lebt sorglos mit dem alkoholkranken Garri und ihrer Schwester Agga zusammen und ist  selber auch dem Trinken nie abgeneigt. Ein seltsames Trio. 

Endlich greifen Mutter, Grossmutter und Cousine Runa ein und schlagen Eyja einen Aufenthalt in Schweden vor, um sie vor Garri und seinem zweifelhaften Einfluss auf das junge Mädchen zu schützen. Ausserdem glauben sie an die Begabung der jungen Eyja für das Schreiben und möchten ihr die Ruhe und Gelegenheit in einem abgelegenen, schwedischem Sommerhaus an einem See geben um diese Neigung zu erweitern.

 Eyjas Grossvater war Literatur-Nobelpreisträger und sein Ruhm strahlt leuchtend in der Familiengeschichte. Auch Eyjas Mutter hat erfolgreich Kolumnen für Zeitungen geschrieben, aber durch familiäre Belastungen (Vier Kinder und eigene Alkoholprobleme) irgendwann damit aufgehört. Hat Eyja diese Familienbegabung und Passion für die Literatur geerbt?


Meine Meinung: Ein schwer zu lesendes Buch, Sätze und Abschnitte kann man auf keinen Fall leicht überfliegen. Zum Glück ist es in drei Abschnitte eingeteilt und zusätzlich noch in kleine Kapitel mit sehr ausdrucksstarken Überschriften. Zeitsprünge sind schwer und nur aufmerksam zu erlesen, tragen aber sehr gut zum Verständnis der Familiengeschichte und Eyjas Persönlichkeit bei. Zum Beispiel ein Zitat über Eyjas Empfinden auf Seite 87 „Umgeben von Trauernden wird man zum Nichts“ , oder auf Seite 89 „Das Dorf, so wie es vor der Lawine gewesen war, sollte Eyja erst ein Jahr später wieder betreten,nachdem sie entdeckt hatte,dass sie mit einer Schreibmaschine in die Vergangenheit reisen konnte.“  
Auch Eyjas Grossmutter wurde zum Schreiben nach Schweden geschickt und zwar kurz nach der Geburt von Eyjas Mutter, die dadurch als kleiner Säugling von ihrer Mutter getrennt wurde und weinend monatelang in den Armen anderer Frauen der Familie lag. Die Geschichte ist ein Verwobensein der Lebensgeschichten von Grossmutter, Mutter und Enkelin - immer mit dem Anspruch des Schreibens neben dem Familienleben und der unbändigen Lebenslustdroge ALKOHOL. Sehr treffend beschrieben im Kapitel „Durst“ auf Seite 319. Zitat: „Ihre Tochter hatte gejammert.Sie war so durstig gewesen, dass der Durst sie das ganze Leben hindurch begleiten sollte. Was war mit ihr los gewesen?“ Inmitten, eher über diesen komplizierten Familienbanden, steht immer der literarische Grossvater mit seinem Ruhm. Andere Männer der Familie schrumpfen meist in die Bedeutungslosigkeit und werden von den drei Frauen beliebig oft ausgetauscht. 
Ich habe lange gebraucht um Eyja und ihre charakterliche Entwicklung zu verstehen und auch um Sympathie für sie zu entwickeln. Oft endeten meine eigenen Gedanken bei ihren chaotischen Handlungen in *Wie kann sie nur,,,,*

Eine schwieriges, aktuelles Problembuch - auch über Alkohol und den intellektuellen Anspruch einer begabten Familie. Es ist sehr lesenswert und atmosphärisch dicht geschrieben und ich vergebe gern fünf Sterne . Eine Herausforderung für den interessierten Leser. 
Herzlichen Dank an den btb-Verlag bei RandomHouse für die Bereitstellung des Leseexemplar.

Montag, 19. Dezember 2016

*Porträt einer Ehe* von Robin Black, LUCHTERHAND

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Dieses Buch fesselt, Gus die Malerin und Owen, der Schriftsteller, sie verbindet eine innige Gemeinschaft - bis jetzt! Sie haben sich beide auf das Land zurückgezogen - leben ruhig - ohne eigene Kinder. Kann das gutgehen? Sind sie sich selber genug?? Was ist mit Freunden und Familie los? Ich muss dringend weiterlesen,,,,,

REZENSION

Inhalt: Gus, eine begabte Malerin und Owen, der Schriftsteller, beide Ende des 40. Lebensjahrzehnt führen eine ruhige und harmonische Ehe . Sie sind von der Stadt auf das Land in eine altes entlegenes Farmhaus gezogen, haben Freunde und Bekannte hinter sich gelassen , um ihrer künstlerischen Schaffenskraft neuen, ruhigen Entfaltungsraum zu geben. Sie verstehen sich auch ohne grosse Worte, oft nur durch Blickkontakt und kurze zärtliche Körperberührungen. Owen nutzt zum Schreiben ihre etwas dunkle, alte Scheune und Gus ein helles, schönes Atelier im Wohnhaus. Gus ist eine in sich gekehrte , etwas schüchterne Persönlichkeit, stammt aus einem strengen jüdischem Elternhaus. Sie hat die Mutter im Alter von zwei Jahren verloren, ihre über alles geliebte herzliche Schwester Charlotte starb vor sechs Jahren. Zum an Demenz erkrankten Vater und zur anderen Schwester hat sie wenig Kontakt.  Die schüchterne Gus hatte eine aufregende Affäre vor Jahren mit Bill , die sie ihrem geliebten Owen gebeichtet hatte. Plötzlich zieht die Malerin Alison in ein  leerstehendes Farmhaus - in Sichtweite vom Grundstück der beiden Künstler. Owen und vor allem Gus beginnen eine etwas erzwungene Freundschaft mit  der geheimnisvollen Alison und deren Tochter Nora,,,,

Meine Meinung: Eine Freundschaft, die sich als immerwährende, unterschwellige Bedrohung der Zweisamkeit von Gus und Owen darstellt. So vermittelt die Autorin diese beginnende Beziehung mit den Worten „In den letzten Tagen vor seinem Tod besuchte mein Mann Alison jeden Tag.“ (Seite 9) . Eigentlich passiert in dieser Geschichte über eine ganz normale Ehe nicht viel. Die Ich-Erzählerin Gus schaut zurück auf ihre Ehe, die aus biologischen Gründen kinderlos geblieben ist. Sie reflektiert immer wieder ihre leidenschaftliche Affäre mit Bill, auch spricht sie mit der neuen Freundin Alison darüber, da Owen dieses Thema strikt meidet und ablehnt. Robin Black beschreibt mit ganz viel Dichte und Einfühlungsvermögen die Gefühle und Stimmungen dieses künstlerischen Paares. Auch die Schreibblockade von Owen und die Hemmungen beim künstlerischem Malen von Gus kommen nicht zu kurz. Laine, eine der anderen drei Protagonisten, die Tochter von Bill , spielt eine starke Rolle als Kinderersatz und später auch als Malkollegin für Gus. Gus hat Laine lange Malunterricht gegeben - und auch Lebenshilfe. 
Dann kommt Nora, die 22 jährige Tochter von Alison,  ins Spiel - und alles verändert sich zwischen Owen und Gus. Nora bewundert Owen sehr und hat selber eigene literarische Ambitionen. Die Persönlichkeit von Gus hat Robin Black sehr zartfühlend und sensibel beschrieben, gerade auch als sie sich um ihren an Demenz erkrankten Vater kümmern muss. Gus ist sich ihrer harmonischen und feinen Beziehung zu Owen so sicher, dass sie erst spät bemerkt, das sich Owen langsam und vorsichtig zurückzieht und sich ihr entfremdet,,,,,
Ein schönes Buch, eine tolle Prosa, die uns Robin Black mit diesem Werk geschenkt hat.  Sie hat es geschafft die Stimmungen und Gefühle dieser starken Partnerschaft einzufangen, auch die langsam aufkommenden Zweifel und und das sich ändernde Vertrauen in dieser Partnerschaft zueinander. Zwei bezeichnende Sätze für dieses poetische Schreiben möchte ich noch aufführen.

Zitat Seite 139: „Ich brauchte nur zu zeichnen. Oder zu malen. Beziehungsweise es nicht einmal tatsächlich zu tun, sondern es mir nur vorzustellen; darüber nachzudenken, was mein nächstes Bild werden würde, mich umzusehen und nicht mehr Mütter und Kinder wahrzunehmen, sondern nur noch Gegenstände, Personen, Oberflächen, Licht.“
Ganz bezeichnend für dieses Buch und diese Ehe ist auch der folgende Satz auf Seite 54 :“ In einer Ehe laufen oft zwei Gespräche nebeneinander ab. Das, das man gerade führt, und das, das man gerade nicht führt. Manchmal weiss man nicht einmal, wann dieses zweite, stillschweigende , begonnen hat.“

Fünf Sterne sind dieser berührenden Lektüre gewiss und ich bedanke mich herzlich beim Luchterhand Verlang, RandomHouse und der Autorin für das schöne gebundene Leseexemplar.



Samstag, 17. Dezember 2016

*DER SCHNEE,DAS FEUER, DIE SCHULD UND DER TOD* von Gerhard Jäger, Audio CD,Randomhouse

Inhalt: Der 80 jährige Amerikaner John Miller macht sich auf die Reise nach Österreich um das plötzliche Verschwinden seines  Cousin , dem Wiener Historiker Max Schreiber vor 50 Jahren, aufzuklären. Die Geschichte spielt in einem kleinen, sehr urigem Bergdorf in Tirol.  Der Historiker Max Schreiber  wollte einen 100 Jahre zurückliegenden Mord und die damaligen Geschehnisse an einer Hexe wieder aufrollen. Diese sogenannte Hexe soll damals verbrannt worden sein. Schreiber versucht bei den Dorfbewohnern mehr darüber zu erfahren, stösst aber nur auf Schweigen und Ablehnung. Er verliebt sich mit Leidenschaft in die schwarzhaarige, stumme Maria. Doch plötzlich geschehen Unglücke im Dorf, ein Mord an einem Bauer, Lawinenabgänge.
 John Miller versucht anhand von Archivarbeit aufzuarbeiten, was damals wirklich passiert ist. Allerdings schweifen seine Gedanken oft zu seiner Frau Rosalind, die bei einem Feuer vor 12 Jahren umgekommen ist.
 Meine Meinung: Beim Hören sind meine Gedanken immer wieder  spazieren gegangen, ich habe lange gebraucht um überhaupt zu begreifen, worum sich diese Geschichte dreht. Die Atmosphäre  des abgeschiedenen Bergdorfes, der kalte Winter mit Schneelandschaft und Lawinenabgängen haben mich zwar gefesselt, aber diese Naturbeschreibungen konnten meinen Unmut immer nur kurzfristig vertreiben. Immer wieder dachte der alte Mann an Ereignisse mit seiner verstorbenen Ehefrau. Das hat mich laufend aus der eigentlichen Geschichte herausgerissen und genervt, wobei der Autor sich natürlich etwas dabei gedacht hat, welches mit dem Ende der Geschichte zusammenhängt.  Ich vergebe ungern nur zwei Sterne, aber leider kann ich mich nicht für mehr begeistern. Vielleicht lag es auch am Medium Hörbuch, dass ich nicht so oft nutze.
Herzlichen Dank an Random House Audio für die Bereitstellung.



Aklak, der kleine Eskimo, Spuren im Schnee, von Anu Stohner. Hörbuch, cbj

Inhalt:
Aklak, der kleine Eskimojunge findet eine Spur im Schnee von einem Eisbärjungen. Er wird neugierig auf das Tierbaby und verfolgt mit seinem Schlitten und Husky Tuktuk die Spuren im Schnee. Eigentlich weiss er genau, dass die Eisbärmama in der Nähe sein wird und mit ihr ist nicht zu spassen. Sie wird ihr Kleines mit Klauen und Zähnen vor menschlichen Kontakten beschützen. Auch durch einen aufkommenden Sturm gerät Aklak zusätzlich in eine tödliche Gefahr. Aber Aklak hat viele Freunde, die auf ihn achtgeben.

Meine Meinung: Durch wunderschöne Musik und die langsam sprechende, sehr ruhige Stimme von Sigrid Burkholder verzaubert diese spannende Geschichte. Die Freundschaft mit anderen  Eskimo-Kindern und den sprechenden Tieren Robbe, Schneehase und Schneehuhn und dem allwissenden Wal werden entzückend dargestellt. Ein Hörerlebnis für Kinder ab 6 Jahren. Leider hat der Husky Tuktuk keine sprechende Stimme bekommen , dafür ein vernünftiges Bellen. Aber 6-jährige Kinder verstehen ja schon ein wenig, dass Tiere in unserer Realität keine menschliche Sprache beherrschen.
Jüngere  Geschwister-Kinder unter 5 Jahren sollten besser nicht mithören. Die Geschichte könnte manche Ängste und Bedenken bei Ihnen auslösen...
Herzlichen Dank an Randomhouse  und den Autor für die Bereitstellung der AudioCD.
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Freitag, 16. Dezember 2016

*Lautlose Nacht* von Rosamund Lupton, DTV Verlagsgesellschaft

Inhalt: Die Physikerin Yasmin macht mit ihrer gehörlosen Tochter Ruby eine Reise nach Alaska , um den Vater und Ehemann Matt zu besuchen. Er ist Tierfotofraf  und hält sich in einem Inuit-Dorf namens Anaktue  auf. 

Es kriselt ein wenig in der Ehe von Matt und Yasmin. Matt holt sie nicht am Flughafen ab - er scheint verschwunden zu sein im eisigen Alaska. Die Polizei informiert Yasmin und Ruby darüber und erklärt ihnen, dass es einen Brand im Dorf gegeben hat bei dem auch Matt sein Leben verloren hat. Die Frau und das Kind machen sich auf eine abenteuerliche Reise.....Yasmin will und kann nicht glauben, dass ihr Mann tot ist,,,

Meine Meinung: Ein absoluter Thriller, schon das Cover vermittelt die  menschenfeindliche Kälte Alaskas. Blaue, eisige Schneewüsten, soweit das Auge reicht. 
Atmosphärisch so dicht hat die Autorin diese Fahrt im Truck, die Kälte und die Gefahren des Erfrierens bei Minusgraden beschrieben, dass ich mir tatsächlich eine Strickjacke holen musste. Der Roman spielt in drei Ebenen, erstens steht der innere Dialog über Yasmin Beziehung zu Matt im Vordergrund, zweitens die Gedanken der gehörlosen Ruby und drittens natürlich der Dialog zwischen Ruby und Yasmin, die unbedingt erreichen will , dass Ruby spricht. Ruby verweigert sich aber aus vielen nachvollziehbaren Gründen.Die Spannung reisst nie ab und am Ende der Geschichte treffen Ruby und Yasmin endlich den vermissten Vater.  Der Grund des Verschwindens von Matt bekommt eine ganz andere Wendung. Es geht um Fracking in Alaska. Leider wird dieses Thema relativ kurz beschrieben, da hätte ich mir mehr Informationen und Einzelheiten von  der Autorin gewünscht. Trotzdem möchte ich fünf Sterne vergeben, denn es ist ja ein Thriller und kein Sachbuch über Energieprobleme unserer Zeit.
Herzlichen Dank an den Verlag und die Autorin für die Bereitstellung des Buches. 

Freitag, 2. Dezember 2016

*Libellen im Kopf* von Gavin Extence, Limes

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Bis jetzt der verrückt, normale Wahnsinn des Grossstadtleben.... hab gestern zu lesen  angefangen,,, oh oh,, heute am 3.12. ,,,dramatische Entwicklungen im Buch, Abbey leidet an einer manischen Depression,,,allerdings kann ich gut ihren Gedankengängen folgen,,,, sind wir nicht alle ein wenig GAGA*???

REZENSION:
Inhalt: Abbey - ein echtes Londoner  Grossstadtkind, Journalistin - die freiberuflich Artikel  schreibt und auch Kolumnen für den *Observer* verkauft, lebt mit Ihrem Lebenspartner Beck in einer winzigen Wohnung. Sie ist Mitte Zwanzig und aufgewachsen mit der modernen neuen Medienwelt - Emails, Twitter und Co. . Die beiden jungen Leute haben eine ganze Menge an Spassfaktoren in ihr Leben eingebaut, wie Alkohol und auch Drogen. Zufällig findet sie ihren Nachbarn Simon tot in seiner Wohnung auf,,,,ihre Einstellung dem Leben gegenüber bekommt einen herben Knacks - immer wieder sucht sie das Gespräch mit ihrer Therapeutin Dr. Barbara,,,, folgendes Zitat beschreibt einiges aus Abbeys Gefühlswelt
Zitat Seite 108 " Die Vorstellung vom Ablauf des Tages breitete sich vor mir aus wie eine bezaubernde Picknickdecke. Ich fühlte mich munter und erfrischt, bereit aufzubrechen." 
Aber es gibt auch die andere Abbey!

Zitat Seite 156: "Ich bin nicht länger Abbey, ich bin Alice, die in das Kaninchenloch purzelt und nicht mehr weiss, wo oben und unten ist, oder rechts und links".
 


Meine Meinung: Abbey hat mich mitgenommen in ihre Gedankengänge, die  nicht einfach, aber gut verständlich vom Autor beschrieben werden. Sie litt oft an kognitiver Dissonanz , das heisst unterschiedliche Gefühle standen in ihrem Innenleben oft gegeneinander und verwirrten sie zunehmend. Ihre Schlaflosigkeit plagte sie, die Drogen schafften eine gewisse Erleichterung, aber danach verfiel sie umso tiefer in Depression und Grübelei.  Ich musste eine gewisse Distanz aufbauen beim Lesen, weil ihre Persönlichkeit mich sehr angezogen hat während ihrer guten Phasen - wenn sie wieder abtauchte in das Gegenteil also Niedergeschlagenheit und Passivität , wurde ich auch traurig.   Sie stand in ständigem Kampf mit sich, um Verständnis für die Menschen Ihrer Familie und der Umwelt aufzubringen. Eine unglaubliche Kraftanstrengung! Irgendwann wollte sie sich nur noch gut fühlen, ein verständlicher Wunsch. Sie verlor jegliche Distanz zum Geld ausgeben, zu ihrer Sexualität, zum sozialen Miteinander in der Umwelt überhaupt. Zum Beispiel mit einer erfundenen Persönlichkeit ein Interview mit einem Evolutionspsychologen zu erzwingen, war schon eine Meisterleistung an sich . Die Einweisung in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrischen Klinik war unausweichlich.

 Das Tröstliche an diesem Roman  ist, dass der Autor sehr genau und hoffnungsvoll positiv ihren Heilungsproßess beschreibt. Sie lernt Stille und Abgeschiedenheit kennen, entdeckt die Natur und das Meer für sich und schafft es sogar auch, die Beziehung zu Beck neu zu beginnen.

Der Autor und dieses zweite Buch von ihm haben mich sehr beeindruckt , ich hab es förmlich in mich gesogen. Fünf Sterne sind gewiss.
 Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!







Donnerstag, 1. Dezember 2016

*Nordische Nächte* von Tania Blixen, Penguin Verlag

REZENSION

Menschen IHRER Zeit hervorragend beobachtet und beschrieben

*Nordische Nächte* von Tania Blixen ( es ist das Pseudonym des deutschsprachigen Leseraumes für KAREN BLIXEN, der Verfasserin von *Jenseits von Afrika* ) beinhaltet sieben wunderbare Erzählungen der Autorin. Der Verlag hat sie sehr gut zusammengestellt in Anlehnung an die nordische Heimat der Autorin, die kalten Wintermonate mit Eis und Schnee. Vor allem beschreibt Tania Blixen die Menschen und das Geschehen ihrer Zeit in Skandinavien, zum Beispiel das Treiben der Gesellschaft zu Sylvester im Jahre 1870 in der Erzählung *Saison in Kopenhagen*. Es ist eine - in unseren Augen - altmodische Welt mit anderen Werten und Gepflogenheiten. Die Männerwelt dominiert und doch haben Frauen im Hintergrund alle Fäden in der Hand,,,
In*Babettes Fest* (die Erzählung wurde auch verfilmt), erzählt sie eher von mystischen Wundern, die eine französische Köchin einem Puritanischen Haushalt durch ihr Organisations- und Kochtalent schenkt. Standfeste gläubige Puritaner lassen sich wie durch Zauberei verführen , knüpfen wieder gute Kontakte miteinander und schwelgen beim Essen und Trinken von Babettes Köstlichkeiten.
Ich werde nun nichts mehr über die anderen fünf Geschichten hier verraten,,, 


Meine Meinung:
 Ihr Schreibstil, kurz, prägnant mit mystischen- fast zauberhaften Andeutungen - humorvollen Beobachtungen ihrer Charaktere und vor allem dem Beschreiben des Zeitgeschehen im 19. - und 20. Jahrhundert ist sehr informativ und beansprucht die volle Konzentrationsfähigkeit des Lesers. Keine Lektüre , die man vor kurz vor dem Einschlafen lesen sollte.
Die Protagonisten der Geschichten bezaubern und entwickeln einen ganz eigenen Charme. Das Lesen ihrer Lektüre beruhigt und man versinkt in eine andere, altmodische Sprache und Welt - Karen Blixen wurde mehrfach für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen, hat ihn aber niemals bekommen. Zu Unrecht - meinte der grosse Ernest Hemingway.
 Ich habe die Geschichten genossen und kann nur fünf Sterne vergeben für diese Grosse Meisterin der Erzählkunst .

Herzlichen Dank an den Penguin Verlag für die Bereitstellung des Buches.